KERSTIN KILANOWSKI
TRAINERIN INTERKULTURELLE KOMMUNIKATION | JOURNALISTIN - AUTORIN
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Radio

AUSWAHL VON FEATURES / REPORTAGEN / HÖRSTÜCKEN

BLICK ZURÜCK OHNE ZORN
Erinnerung und Versöhnung in Kambodscha»

Cyber-Schamanen, Eismenschen und Weltenbürger
Zeitgenössische Klänge aus Norwegen»

WDR 3pm “Tanz auf der Grenze – Was ist Frau – was ist Mann?”
Eine literarisch-musikalische Collage aus der Welt der Cross-Dresser, Kings, Queens
und GrenzgängerInnen.»

ROMANCIER DER HÖLLE
Reportage über António Lobo Antunes»

DIE NUTZLOSEN VON MAOJIAZHUANG
Chinas vergessene Landfrauen»

OZEANRAUSCHEN UND HAFENBARS
Musik rund ums Meer»

NIE GEZEIGTE SCHWERSTARBEIT’
Der Filmemacher Michael Glawogger und sein Dokumentar-Essay 'Workingman's Death'»

“PHANTOM AFRIKA”
- eine transkulturelle Bewußtseinstherapie»

Literaturfeature
KAPUTTER BULLE SUCHT VERLORENE ILLUSIONEN
Der kubanische Schriftsteller LEONARDO PADURAund sein Havanna-Quartett»

DIE EINTRACHT e.V. AM FUDJIJAMA
(Länge: 18 Minuten)
Ein Oberbergischer Männergesangsverein auf Japan-Tournee.»

3pm – JEDER SUCHT SICH SEIN STÜCK KUBA
VON SEHNSÜCHTEN UND ANDEREN REALITÄTEN»

DAS GLOBALE DORF
-Ausländer in der Provinz-»

Literaturfeature:
“MIT WORTEN DIE GESPENSTER BANNEN”
DAS LITERARISCHE LABYRINTH DES ANTONIO LOBO ANTUNES»

Lachende Ahnin – Steinaltes Kind
Die amerikanische Komponistin Meredith Monk.»

27. Oktober 2004
90. Geburtstag von Dylan Thomas
Dichter und Kneipenclown - das kurze Leben des Dylan Thomas.»

Der Kannibale will nicht länger Mündel sein.
Der literarische Blick auf Afrika.»

Fremde Stimmen von den Rändern Europas.
Sprachen und Klänge der Samen, Gälen, Waliser, Korsen»

Elektronisches Akkordeon sucht Signalprozessor mit Herz
WDR 3, Musikfeature, 58 Minuten, 2002
Die Klangwelt von Pauline Oliveros

Die Jungfräulichkeit ist dein Spiegel
SWR 2, “Eckpunkte”, Red. Nadja Odeh, 28 Min., 2001
Frauenemanzipation in Marokko

Wie Stimmen Gefühle aufdecken
- oder wie ich meiner Geige das Sprechen beibrachte
(Mythos weibliche Stimme)»

Gemästet, geschnürt, beschnitten
DLF, Studiozeit, Red. Michael Röhl, 50 Min., 2000
Rituelle Verformungen des Frauenkörpers

Sainkho, Diamanda und Co
DLF, Studiozeit, Red. Frank Kämpfer, 50 Min., 1999
Vokale Grenzgängerinnen zwischen Ur-Emotion und Avantgarde
(Koautorin: Gisela Schinawa)

“Ein Tag im Leben der Geta Ba”
WDR 5, 25 Min.
Frauenleben in Sahel

Die Wunden der Schönheit
HR 2, Red. Gisela Brackert, 40 Min., 1997
Ausgezeichnet mit dem Elisabeth-Selbert-Preis 1999

Tango – ein trauriger Gedanke, den man tanzen kann
WDR 5, Am Vormittag, Red. Regina Tanne, 20 Min., 1997

Der Pow Wow bringt uns wieder zusammen
NDR, Red. Ursula Voss, 55 Min., 1996
Soziale Verelendung und Spiritualtät bei den Ureinwohnern Kanadas
(Koautorin: Gisela Schinawa)

Wider den schlechten Ton
WDR 3, Konturen, Red. Nora Schattauer, 30 Min., 1996
Die akustische Neugestaltung unseres Alltags

Und sie komponierten doch….
WDR 3, Konturen, Red. Nora Schattauer, 30 Min. 1995
Vergessene Komponistinnen

Sehnsucht nach Steppengras und Jurten
WDR 1, 110 Min.
Nomadenleben in Südsibirien

Was heißt ‘Spirituelle Suche’?
WDR 1, Ohrzeit, Red. Nora Schattauer, 85 Min. 1994
Reportage über esoterische Gemeinschaften in Deutschland/ Schamanismus, Reiki, Zen, tib. Buddhismus…

Wölfinnen im Schafspelz
HR 2, Red. Gisela Brackert, 30 Min., 1993
Frauenverlage in der 3. Welt

Zum Schluß kamen großer Schmerz und viele Geschenke
NDR 4, Red. Armin Schwing, 30 Min., 1993
Genitalverstümmelung in Westafrika

Wir sind die Meister des Wortes
WDR 3, Red. A.Kranefuss, 58 Min., 1992
Orale Tradition in Westafrika

Gestern habe ich wieder Abenteuer erlebt…
WDR/NDR, Red. A. Kranefuss/A.Wang) 58 Min., 1991
Erinnerungen an Virginia Woolf

Immer noch ein Seiltanz
WDR, Red. Peter Faecke, 58 Min., 1990
Reportage aus Namibia vor der Unabhängigkeit

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Bayerischer Rundfunk 2 – 25. September 2008
15.30-16.00 und 22.30-23.00 Uhr

Über 30 Jahre ist es her, dass das Terror-Regime der Roten Khmer in Kambodscha die Macht an sich riss. Die ‘Revolutionäre’ folterten und ermordeten Millionen Menschen auf bestialische Weise, rissen Familien auseinander, vertrieben die Bauern von ihrem Land.
Allgegenwärtiges Misstrauen und Denunziation machte aus guten Nachbarn Tod bringende Feinde.
Bis heute leiden die Kambodschaner unter diesem Trauma:
Verarmte Bauern überleben am Straßenrand in erbärmlichen Hütten, weil der Staat das von den Roten-Khmer enteignete Ackerland Gewinn bringend an ausländische Konzerne verkauft. Fischerdörfer sind
verfeindet, weil niemand ihre Gewässer schützt. Und die Überlebenden wagten bis vor kurzem nicht, über ihre Vergangenheit zu sprechen, denn sie müssen noch immer Tür an Tür mit den Tätern leben.
Endlich, Jahrzehnte später, zieht ein internationales Tribunal in Phnom Penh fünf hochrangige Kader öffentlich zur Rechenschaft.
Endlich brechen die Opfer und ihre Nachkommen das Schweigen.
Studenten drehen Dokumentarfilme über die Erfahrungen der Eltern, Überlebende eines Foltergefängnisses treten als Zeugen auf.
Ein ganzes Land beginnt, sich zu erinnern.

WDR 3, Mittwoch 05.September 2007, 15.05 – 17.00
Musikpassagen

Norwegen ist weit weg, viel zu teuer und dünn besiedelt. Mag ja sein. Aber musikalisch gesehen ist das Land an der äußersten Nordwestecke Europas alles andere als eine kulturelle Hinterstube.
Ob im Jazz, in der experimentellen, improvisierten Musik oder im Cross-Over zwischen Tradition und Weltmusik, Norwegens Musiker bringen die innovativsten und spannendsten musikalischen Projekte auf den Weg. Die dichten Soundgewebe von Eivind Aarset, Terje Isungsets phantastische Eis-Instrumente und Fundstücke, die geloopten Stimmen-Samples von Frode Fjellheim, oder Mari Boine mit ihrem Cross-Over zwischen Joik-Gesang und rockigen E-Gitarren – die zeitgenössischen Klänge aus Norwegen gehören auf den internationalen Festivals zu den Top-Acts. Kerstin Kilanowski hat sich für die Musikpassagen im hohen Norden umgehört und sich unter anderem von Terje Isungset und Mari Boine erzählen lassen, wie die neue norwegische Musik entsteht.

Transjoik/Frode Fjellheim,
Mari Boine,
Inga Juuso,
Nils Petter Molvaer,
Frode Fjellheim Jazz Joik Ensemble
Terje Isungset,
Eivind Aarset,
Karl Seglem u.a.
Redaktion: Susanne Ockelmann

Radio WDR 3, 30. Juni 2007, 15.05-18.00 Uhr

“Es ist ein Mädchen.” Kein Merkmal bestimmt den Menschen stärker als das von Geburt an festgelegte Geschlecht. Welcher Junge will hören, dass er sich ‘wie ein Mädchen’ benimmt? Und welche Frau wäre nicht beschämt, wenn sie ‘wie ein Mann’ aussieht?
Wer zwischen den Geschlechtern steht, wird mal verachtet, mal bewundert.
Und dennoch: Quer durch die Kulturen und Zeiten faszinieren Menschen, deren Geschlechtszugehörigkeit zweideutig ist:
Virginia Woolf erfand mit ‘Orlando’ einen Mensch, der über die Jahrhunderte mehrfach das Geschlecht wechselt.
Shakespeare umwirbt in seinen Sonetten eine zwielichtige ‘Dark Lady’.
Jeffrey Eugenides schrieb mit ‘Middlesex’ einen gefeierten Roman über eine Transsexuelle.
Transvestie-Shows verzaubern, weil männliche Darsteller Kunstfrauen jenseits jeder biologischen Natürlichkeit erfinden.
In der Popmusik feiern Stars wie David Bowie, Marla Glen, Boy George eine verführerische Zwitterexistenz. Counter-Tenöre singen heute die Parts von Kastraten mit überirdischen Stimmen, die nicht Frau und nicht Mann sind. Der Jazzmusiker Billy Tipton entpuppte sich nach seinem Tod als Frau.
Der zweigeschlechtliche Mensch nimmt in vielen Gesellschaften einen machtvollen Platz ein. Ob die Hijras in Indien, die Weibmänner der Navajos oder Jeanne d’Arc in der Rolle des Kriegers.

Texte von und über:
Virginia Woolf, Jeffrey Eugenides, Leslie Feinberg, Quentin Crisp, Jean Genet,
Vita Sackville-West, Billy Tipton, Romy Haag, Josephine Baker, David Bowie,
Bülent Ersoy, Diamanda Galas, William Shakespeare, Elias Canetti, Paul Verlaine,
Susan Sontag

Interviews mit:
Georgette Dee, Drag Kings und Gender-Benders aus Köln

Musik von:
Meredith Monk, Diamanda Galas, George Boy, Rocky Horror Picture Show, David Bowie, Romy Haag, Marlene Dietrich, Terry Riley, Billie Holiday,Kronos Quartett,
Pauline Oliveros, Mari Boine, Josephine Baker, Sting, Kimmo Pohjonen,
Alvin Curran, Nik Bärtsch, Bülent Ersoy, The Tiptons

Sprecher-Ensemble der Produktion:
Claude de Demo, Eva Garg, Ellenor Holder, Frank Jungermann, Anja Lais,
Marina Mathias, Harald Pilar von Pilchau, Simon Roden, Wolfgang Rüther


mare – die Zeitschrift der Meere
Ausgabe Februar/März 2007,

(Autorin: Kerstin Kilanowski)
Die einstige Seemacht Portugal hat während der Kolonialzeit Großes geleistet und
Schreckliches vollbracht.
António Lobo Antunes ist das schreibende Gewissen einer gezeichneten Nation.
(mehr in: mare No 60, Feb/März 2007)


DLF 25.Juli.2008 20:10-21:00 Uhr
BR 2 26.Juli 2008 13:00-13:55

Feature aus einem Bergdorf der Provinz Shaanxi

In Maojiazhuang, einem Dorf im Nordwesten Chinas, waren die Menschen
immer arm. Durch Chinas Marktwirtschaft wird der Druck im Alltag
noch größer. Einen Arzt kann sich kaum jemand mehr leisten, die hygienischen
Verhältnisse sind miserabel.
Die arbeitsfähigen Männer, ehemalige Bauern, sind auf Großbaustellen gezogen.
Nun müssen die Frauen den Alltag alleine bewältigen. Auf der untersten Stufe
stehen junge Ehefrauen, die bei den Schwiegereltern leben und dort die härteste
Arbeit bewältigen müssen. Die Demütigung, ‘ohne Mann’ zu sein, stürzt viele
in seelische Krisen. Aber wer sich beklagt, verliert das Gesicht. Immer wieder
nehmen sich Landfrauen das Leben, weil sie sich nutzlos fühlen.

Seit kurzem keimt Hoffnung in Maojiazhuang auf: Zum ersten Mal haben die
Dorfbewohnerinnen einen Ort ganz für sich. Unternehmerinnen und Künstler
aus Shanghai, Amsterdam und Hongkong verhalfen dem Dorf zu einem
Badehaus – soziales Zentrum und Ort künstlerischer Betätigung zugleich.
Von den StädterInnen angeregt, verwandeln die Frauen ihre Stickarbeiten in
originelle Kunstobjekte. Und sie beginnen, im Badehaus über ihre Sorgen
zu sprechen.
Maojiazhuangs Frauen gewinnen ihr Gesicht zurück


WDR 3, Musikpassagen,
6. September, 15.05-17.00 Uhr

(Autorin: Kerstin Kilanowski)

Abenteuer, Sehnsucht und Gefahr das Meer hat klassische Komponisten, Chansontexter und Schlagerinterpreten gleichermaßen inspiriert. Für seefahrende Völker sind die Ozeane Heimat und Handelsweg, auf die Landratten übt das Meer eine gefährliche Faszination aus. Wer auf hoher See ist, sehnt sich nach Hause. Und wer am Ufer steht, träumt von der Großen Fahrt. Im Hafen treffen sie alle zusammen: Fischhändlerinnen und Kapitäne, schwere Jungs und leichte Mädchen, Glücksucher und Gestrandete.

Unter anderem mit:

Kurt Weill, Seeräuber-Jenny
Jean Sibelius, Ozeaniden
Claude Debussy, Sirènes
Felix Mendelsohn-Bartholdy, Ouvertüre “Die Hebriden”, op. 26
Heiner Goebbels/Alfred Harth, Abbau des Schiffes Oskawa durch die Mannschaft
Charles Trenet, La Mer
Otis Redding, Sitting at the Dock of the Bay
Polynesische Kanu-Gesänge
Inuit-Klage (Kanada North West Territories)
Amália Rodrigues, Maria Lisboa
Cesaria Evora, Paraiso di atlantico

SWR 2, ECKPUNKT, 3.Juli 2006, 10.05 Uhr

Über vier Jahre recherchierte der Österreicher Michael Glawogger für seinen Film an entlegenen Ecken der Welt. Er suchte Arbeitsplätze auf, an denen die Menschen unter kaum vortellbaren Bedingungen schuften. Schiffsabwracker in Pakistan, die per Hand gigantische Öltanker zerlegen. Ukrainische Bergleute, die sich durch kniehohe Stollen graben. Schächter auf einem nigerianischen Schlachtplatz. Indonesische Kulis, behangen mit 100 Kilo schweren Körben. Der Filmemacher widerlegt die Behauptung, daß körperliche Schwerstarbeit im 21. Jahrhundert nicht mehr exisistiert. Zugleich greift er den Mythos vom sowjetischen Arbeiter-Helden auf. Die heutigen ‘Helden’ erhalten für ihre Knochenarbeit nur mageren Lohn und keinerlei Ruhm.

Mit Interview und Filmmusik.

WDR 3 – 3pm – 4. Februar 2006, 15-18 Uhr
Konzeption+ Regie: Kerstin Kilanowski und Wolfgang Hamm
Redaktion: Gabriele Faust

Bis heute ist unser Bild von Afrika geprägt durch negative Schlagzeilen, exotische Projektionen und zählebige Klischees. Der sogenannte dunkle Kontinent vertritt das ganz Andere. Doch was “hier” als fremd und unverständlich wahr genommen wird, ist “dort” ganz normaler Alltag. Diese Text-, Sound- und Musik-Collage verordnet dem europäischen Blick auf Afrika eine “transkulturelle Bewußtseinstherapie”.
Zur Sprache kommen afrikanische Schriftsteller/innen, Musiker und Bauern mit ihrer Sicht auf das eigene Leben; Afrikaner, die in Deutschland leben; Deutsche, die mit Afrikanern liiert sind.

Mit historischen Texten von europäischen Forschern und Abenteurern und literarischen Texten aus Afrika von:
Chinua Achebe, Chenjerai Hove, Tierno Monenembo, Ngugi wa Thiongo, Ousmane Sembene, Tsitsi Dangarembga, Patrice Nganang, Ken Saro-Wiwa, Emmanuel Dongala ….

Ebenfalls mit von der Partie:
Johann Gottfried Herder, Daniel Defoe, Joseph Conrad, Tania Blixen, André Gide, Ernest Hemingway.
Die Klangaufnahmen und Interviews der Autoren entstanden zwischen 1989 und 2003 im Senegal, Uganda, Zimbabwe, Namibia, Guinea, Gambia.
Mit Musiken aus der Kalahari, Zimbabwe, Mali, Südafrika, Guinea.

SWR 2, 27. DEZEMBER 2005, 21.03-22.00 Uhr

Autorin: Kerstin Kilanowski
Regie: Alexander Schuhmacher
Das Werk des Autors erscheint im www.unionsverlag.ch

Mit seinem “Havanna-Quartett” hat der Schriftsteller Leonardo Padura (geb. 1955) eine Welt erschaffen, die die Schattenseite Kubas ausleuchtet. Im Zentrum der vier Romane steht der Kriminalermittler Mario Conde, ein desillusionierter, dem Alkohol zugetaner Mann, der im Verlaufe der Jahre die Mythen und Lügen der sozialistischen “Idealgesellschaft” entlarvt.
So stellt Conde bei seinen kriminalistischen Recherchen fest (und mit ihm der Leser), daß der “Neue Mensch” der Revolution von 1959 eine Schimäre ist.
Vorbildliche Funktionäre setzen sich ins kapitalistische Ausland ab; staatliche Enteignungen entpuppen sich als hochorganisierter Kunstraub; eine ehemalige Schulkameradin geht für Dollars mit reichen Touristen ins Bett; die Karriere eines gefeierten Theaterregisseurs wurde wegen “homosexueller Abweichung” mit dem Arbeitslager beendet.
Und in Mario Condes Polizeizentrale von Havanna hat “Genosse Korruption” übernommen.
Leonardo Padura stellt der verkommenen Nomenklatura Kubas eine kleine Gruppe von Anti-Helden entgegen, der Freundeskreis des Polizisten Mario Conde:
ein Kriegsversehrter aus Angola, ein hitzköpfiger Mulatte, ein melancholischer, unterbezahlter Arzt. Hartgesottene Kneipengänger und Überlebenskünstler mit großem Herz.
Eine heimliche Hauptrolle spielt Havanna, durch die Conde und seine Leute streifen, mit ihren zusammengestürzten Palästen, überbevölkerten Altstadthäusern, dem tosenden Verkehr und den heruntergekommenen Kneipen.
Der Autor Padura bezieht seinen Romanstoff aus realen Ereignissen der Geschichte Kubas, aber, so der Schriftsteller:
“Wichtiger als dokumentarische Fakten sind Gefühle, Atmosphäre, Stimmung, von denen meine Generation geprägt wurde.”
Eine Generation, deren Autoren sich als “Literaten der Enttäuschung” bezeichnen.
Die Autorin hat im Frühjahr 2005 zwei Wochen Havanna besucht und ist in die Klänge, Geräusche, Stimmen und Musiken der legendären Stadt eingetaucht.
Interview mit Leonardo Padura

WDR 5, 13.Dezember 2005, 10.15 Uhr
(Länge: 18 Minuten)

65 Sänger der kleinen Ortschaft Morsbach aus dem Bergischen Land können ihr Glück kaum fassen: ihr Gesangsverein “Eintracht” ist als einziger deutscher Laien-Chor auf die Weltausstellung 2005 nach Japan eingeladen worden. Ein Tross von neunzig Leuten macht sich im September auf in das Land von Hightech und Tempeln, im Gepäck das “Ännchen von Tharau”, Schuberts “Abendfrieden” und den “Deutschmeister-Regimentsmarsch”.
Kraftfahrer, Elektriker, Bauern und Anstreicher lernen den Unterschied zwischen Buddhismus und Shintoismus kennen, kämpfen mit rohem Fisch und Stäbchen. Und sind zu Tränen bewegt, wenn das japanische Konzertpublikum die deutschen Volkslieder mitsingt.
Die Autorin Kerstin Kilanowski, selber in Morsbach heimisch geworden, beobachtete die Reise der Sänger zwischen Tokio und Kyoto.

WDR 3, 08. Oktober 2005

Seit ihrer Entdeckung weckt die Karibik-Insel verborgene Wünsche und Schreckensphantasien gleichermaßen. Die Einen wollen um jeden Preis das ferne Eiland erreichen, um Goldschätze, neue Territorien und schöne Mulattinnen zu erobern. Andere riskieren ihr Leben, um aus Kuba rauszukommen.
Für die Intellektuellen Europas galten die Kubaner in den sechziger Jahren als David, der dem übermächtigen Goliath USA frech den Sozialismus vor die Nase gesetzt hat.
Ein kleines Volk, das ohne Hilfe von außen eine Revolution mit bärtigen, jungen Männern zustande brachte und den Diktator zum Teufel jagte. Che Guevara wird politische – und erotische- Leitfigur für eine ganze Generation.
Castros Kritiker sprechen dagegen vom größten Gefängnis der Welt.
Hunderttausende Kubaner wurden zum Vorzeigesymbol der USA, weil sie die Insel auf improvisierten Flößen flohen. Jene Schriftsteller und Künstler, die trotz Repressalien und Resignation ihr Land nicht verlassen wollen, kennt dagegen kaum jemand.
Ob in den vierziger Jahren, als die Mafia Spielcasinos und Bordelle dirigierte, ob zu den Zeiten der “Spezialperiode in Friedenszeiten”, in der die Kubaner Hunger litten – Kuba ist immer auch ein Reiseziel von Fernwehkranken gewesen: die Karibik und das daiquiri-blaue Meer, rasante Mulattinnen, die ihre Körper bis heute zu Markte tragen, Erinnerungen an linke Utopien eines tropischen Sozialismus – und die kubanische Musik, gespielt von eleganten, alten Herren.

Eine Sendung voller Klänge aus Havanna und Santiago, mit Tondokumenten aus dem Kalten Krieg, mit Stimmen von Bäuerinnen und Poeten, mit literarischen Texten von Helden und Verstoßenen.

SWR 2, “Eckpunkt”, 19. September 2005, 10.05-10.30 Uhr

Ein bescheidenes Dorf im Dreiländer-Eck NRW, Rheinland-Pfalz und Hessen.
Ein Ort, wie es ihn unzählige Male gibt. Ungewöhnlich ist allerdings, daß hier Menschen aus über fünfzig Nationen leben: Nachkommen der ersten Gastarbeiter, Flüchtlinge aus Kriegsgebieten, heiratswillige Frauen aus der Dritten Welt und ganz normale EU-Bürger. Sie erzählen über ihre Herkunft, was es heißt, ein Fremder zu sein, über die Suche nach Heimat. Und manche schweigen, aus Scham, aus Angst vor Abschiebung oder weil sie die Vergangenheit vergessen möchten.

Stimmen aus dem Libanon, Kosovo, Kirgisien, Thailand, Kongo, Syrien, der Türkei …. mitten in der deutschen Provinz.

NDR 3/Kultur, 3.Mai 2005, Kulturforum: 20-21 Uhr

Antonio Lobo Antunes gehört zu den großen literarischen Stimmen Portugals. Seit Ende der siebziger Jahre veröffentlicht der Autor umfangreiche, hochkomplexe Romane,die den Mythos der ehemaligen Weltmacht demontieren. Antunes schlachtet sämtliche “Heiligen Kühe³ der portugiesischen Geschichte: die Entdeckung neuer Kontinente, der Kolonialkrieg in Afrika, die durch Gottes Gnaden legitimierte Macht einer jahrhunderte alten Oligarchie, die Diktatur Salazars bis hin zur “Nelkenrevolution³ . Ein menschliches Arsenal macht-, geld- und sexgieriger Figuren bevölkert Antunes¹ Werk, zeigt unter dem Deckmantel des Œjuste milieu¹ ein unbarmherziges Anlitz.
Zugleich sind diese Menschen Opfer des selbst verschuldeten Unglücks, zeigen unfreiwillig ihre verborgenen Bedürfnisse nach Wärme und Lebendigkeit. Der Autor erfindet für diese Stimmenvielfalt eine literarische Technik, die mit dem Begriff ŒBewußtseinsstrom¹ nur unzureichend erfaßt wird. AlogischeZeitsprünge, die Gleichzeitigkeit von Vergangenem und Gegenwart, Stimmen, die einander ins Wort fallen, den Leser beständig zu neuen Stellungnahmen zwingen, schaffen eine äußerst dichte Textur.
Hinter allen vordergründig historischen und politischen Themen stehen allerdings die zentralen Fragen der conditio humana: Fragen nach der Identität, der Liebe, dem Sinn allen Tuns.
Und die Angst vor dem beständig näher rückenden Tod.

WDR 3, “Musikfeature”, 58 Minuten, Feb 2004

Vor über vierzig Jahren begann die künstlerische Laufbahn einer Frau, die heute zur ersten Riege der amerikanischen Avantgarde gehört. Meredith Monk ist beheimatet im Tanz, der Choreographie, Kompostion, vor allem aber der Vokal-Performance. Kaum eine Vokalkünstlerin hat zuvor ein derart breites Spektrum stimmlicher Ausdrucksformen gewagt: Meredith Monk knarzt, heult, summt, singt mit mädchenhafter Stimme, wispert wie eine Alte. Die Vielgestaltigkeit der charismatischen Künstlerin spiegelt sich auch in der kompositorischen Arbeit: Sie schreibt für kleine Chöre, gemischte Instrumentalgruppen, Opernensembles. Die Zusammenarbeit mit anderen MusikerInnen bildet ein enges Geflecht aus persönlichen Erfahrungen, gesellschaftlichen Reflexionen und Spiritualität. “Mercy”, ihre letzte Veröffentlichung, ist eine poetische Reise über menschliches Mitgefühl und Zivilcourage.

Feature mit O-Tönen des Dichters kann beim NDR 3, Red. H. Kesting, zur Übernahme angefordert werden.
Bei Bedarf biete ich auch kürzere Beiträge zum selben Thema an.
NDR Kultur, “Kulturforum”, Red. H.Kesting, 55 Minuten, Okt 2003 – Zu seinem 50. Todestag.

Dylan Thomas, geboren 1914 in Swansea, Sohn eines Gymnasiallehrers, flog mit 16 von der Schule und arbeitete einige Monate bei einer walisischen Zeitung. Den Rest seines kurzen Lebens widmete er sich der Dichtung. Bereits mit 18 Jahren erhielt er literarische Anerkennung von den großen Dichtern seiner Zeit. Thomas gilt bis heute als einer der wichtigsten und anspruchsvollsten Lyriker des 20.Jahrhunderts. Seine schwer übersetzbaren Gedichte spielen mit metaphysischen Bildern aus der Natur, der Liebe, der Frage nach dem Verhältnis von Gott und Mensch. Das Hörspiel “Unter dem Milchwald” gehört zu den wichtigsten Stücken der Rundfunk-Literatur.
So ernst und dunkel seine Gedichte sind, so komisch und überspannt wirkte Thomas’ Persönlichkeit auf Freunde und Verleger.
Dylan Thomas starbt mit nur 39 Jahren an Alkoholismus während einer Vortragsreise in New York.
Mit Originalaufnahmen von Lesungen, Vorträgen und Rundfunk.

SWR 2, 2003, 45 Minuten

Seit der Europäer Afrika bereist, schreibt er über grausam-kindische Menschen, eine bedrohliche Natur und unerträgliches Klima. Die Grenzen zwischen Fiktion und dokumentarischen Berichten lösen sich dabei bis ins Unkenntliche auf. Ob Shakespeare, Hemingway oder Chatwin: Der “dunkle” Kontinent vertritt das ganz Andere. Was “hier” allerdings als fremd wahr genommen wird,ist “dort” Alltag. Exotik ist Projektion und Interpretation der Wirklichkeit. Dem europäischen Blick auf Afrika wird in dieser Text- und Klang-Montage widersprochen durch die Literatur afrikanischer Autoren.
Mündlich überlieferte Epen, realistische Romane der Kolonialzeit bis hin zu sarkastisch-kritischen Texten urbanen Lebens im ausgehenden 20. Jahrhundert erzählen vom Selbstbild afrikanischer Schriftsteller.
Mit Texten von: Chinua Achebe, Ngugi wa Thiong’o, Ousmane Sembène, J.G. Herder,
Tania Blixen, André Gide, Joseph Conrad, Daniel Defoe.

SWR 2/HR 2/NDR 3/Radio DRS-Schweiz, 2002, 55 Min.

Gefördert durch ein Hörspielstipendium der Filmstiftung NRW, eingereicht für Prix Italia und Prix Europa
Manche bekamen Schläge in der Schule, andere blieben schlichtweg sitzen, wenn sie ihre Muttersprache benutzten. Die Geschichte der europäischen Minderheiten ist eine Geschichte von Demütigung und Unterdrückung. An den abgelegenen Rändern, auf Inseln, in Bergregionen und Grenzgebieten halten die “Ureinwohner” Europas noch immer an ihren alten Sprachen fest.
Samisch, Walisisch, Korsisch, Gälisch: wenig gehört, oft belächelt, selten verstanden. Die Autorin besuchte Rentierzüchter in Lappland, Tweed-Weber und Fischer auf den schottischen Hebriden, Kastanienbauer auf Korsika, Bergarbeiter in Wales. Es sind zumeist arme Leute, die über ihre Arbeit und Geschichten erzählen. Eine Soundscape-Reise an die Peripherien Europas mit aussterbenden Sprachen, Umweltklängen, regionalen Musiken.

Ko-Autorin: Gisela Schinawa (SWR 2, 90 Min.)

Mythen, Sagen und Märchen erzählen in allen Kulturen von der Gefährlichkeit weiblicher Stimmen. Nixen, Sirenen, Harpyen, Undinen bringen mit betörenden Gesängen Verderben über die Menschheit. Auch im realen Leben liegt die Frauenstimme immer knapp daneben: zu schrill, zu piepsig, zu dünn. Wenn Frauen laut werden, riskieren sie Kopf und Kragen. Als Hexe und Hysterikerin, als Operndiva oder Sufragette. Zum Verstummen hat man sie trotzdem nicht gebracht. Im Gegenteil: Seit den siebziger Jahren erobern sich Performance-Künstlerinnen mit nie zuvor gehörten Stimmen einen öffentlichen Raum. Elektronisch verfremdet wie Laurie Anderson, vokal-akrobatisch wie Meredith Monk, zwischen sibirischer Tradition und Avantgarde wie Sainkho Namtchylak. Eine akustische Reise mit historischen Texten vom “Hexenhammer” bis zum feministischen Philosophie-Diskurs. Mit Literatur und Poesie zwischen Macbeth und Ingeborg Bachmann. Mit Gesängen griechischer Klageweiber und Performance-Künstlerinnen des 21. Jahrhunderts.